Die Pflege steht aktuell vor großen Herausforderungen, die durch die Corona-Pandemie noch verschärft wurden: Wie kann die berufsständige Pflege entlastet werden? Welche Unterstützung brauchen pflegende Angehörige? Wie stärken wir pflegerische Versorgungsstrukturen im Land?
Um diese Fragen mit Fachexpert*innen und Interessierten zu diskutieren und mögliche Lösungsansätze zu suchen, luden die Karlsruher Abgeordneten Dr. Ute Leidig und Alexander Salomon zum Virtuellen Runden Tisch ein. Mit dabei war Petra Krebs MdL, Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion für Soziales, Gesundheit und Pflege.
Der Fachkräftemangel und die damit einhergehende Arbeitsbelastung in der Pflege sind enorm – nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie. Das spiegelte sich in einer lebhaften Diskussion, die Kritik am System der Fallpauschalen und der Gewinnorientierung mancher Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser übte.
Petra Krebs, die selbst viele Jahre in der Pflege gearbeitet hat, zeigte viel Verständnis für die Ungeduld und den Unmut überlasteter Pflegekräfte. Sie plädiert dafür, die aktuelle Medienpräsenz des Themas Pflege als Chance für Veränderungen zu begreifen, und führte die Diskussion zurück zu Maßnahmen, die im Aufgabenbereich des Landes liegen. Diese Maßnahmen hat die grüne Landtagsfraktion vor kurzem in einem Sofortprogramm Pflege gebündelt. Das Programm umfasst eine Fachkräfteoffensive für Sozial- und Gesundheitsberufe ebenso wie die Förderung von Wiedereinstieg und Verbleib in Pflegeberufen und mehr Möglichkeiten für akademisierte Pflege in der Patientenversorgung.
„Ein besonderes Anliegen ist mir die Einführung einer Landespflegekammer in Baden-Württemberg“, so Petra Krebs. „Pflegefachkräfte brauchen eine starke Stimme im Gesundheitswesen und mehr Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Noch immer werden wichtige Entscheidungen im Gesundheitswesen über die Köpfe der größten Berufsgruppe hinweg getroffen.“
Von den 400.000 Pflegebedürftigen im Land werden 300.000 zuhause gepflegt, 225.000 ausschließlich von Angehörigen, berichtete Petra Krebs. Angehörige seien somit der größte Pflegedienst, der ebenfalls dringend entlastet werden müsse. Dabei setzt die grüne Landtagsfraktion auf den Ansatz Quartiersentwicklung. Investitionen des Landes sollen vorrangig in den Ausbau von Beratung und Kurzzeit-, Tages-, Nacht- und Wochenendpflege gehen. Den großen grauen Markt der 24-Stunden-Betreuung will die grüne Landtagsfraktion durch ein Siegel und die Überprüfung der Agenturen fair gestalten.
„Im Durchschnitt bleiben Pflegekräfte nur etwa sieben Jahren in ihrem Beruf – schon diese Zahl zeigt, dass wir die Arbeitsbedingungen in der Pflege dringend verändern müssen“, zogen Leidig und Salomon das Fazit der Veranstaltung. „Wir beide bleiben an dem Thema dran – und gerne weiter im Austausch mit allen Pflegekräften oder Pflegebedürftigen.“