Inklusive Arbeitswelt – Chancen und Barrieren
Wie schaffen wir einen offenen, inklusiven Arbeitsmarkt, der für Menschen mit Behinderung zugänglich ist? Wie können Betriebe unterstützt werden, um mehr Menschen mit Behinderung einzustellen? Wie werden sich die Werkstätten für Menschen mit Behinderung weiterentwickeln? Über diese Fragen tauschten sich die Karlsruher Abgeordneten Dr. Ute Leidig und Alexander Salomon mit der Bundestagsabgeordneten Stephanie Aeffner, Fachexpert*innen und Interessierten bei einem virtuellen Runden Tisch aus.
Stephanie Aeffner sieht den Fachkräftemangel als Chance für Menschen mit Behinderung, besonders bei kleinen und mittleren Betrieben gebe es bereits einen Paradigmenwechsel. Allerdings stoßen diese Betriebe schnell auf einen Bürokratiedschungel, bei dem verschiedene Behörden für unterschiedliche Aspekte zuständig sind. Abhilfe verspricht sich Aeffner von den einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber*innen, die im Sommer 2021 durch den Bundestag im Teilhabestärkungsgesetz beschlossen worden sind. Sie sollen ab 01.01.2022 bei den Integrationsämtern eingerichtet werden. Sie dienen Arbeitgeber*innen als Lotsen bei Fragen zu Ausbildung, Einstellung, Berufsbegleitung und Beschäftigungssicherung von schwerbehinderten Menschen und unterstützen diese bei der Beantragung von Leistungen. Die neue Bundesregierung will sie weiter stärken.“
Als ehemalige Landes-Behindertenbeauftragte ist Aeffner bestens vertraut mit der Situation von Menschen mit Behinderung in Baden-Württemberg. Sie hob die positiven Effekte erfolgreicher Maßnahmen auf Landesebene hervor, z.B. das Instrument des Jobcoachings oder die schrittweise Umgestaltung von Prüfungsordnungen, um mehr Ausbildungsmöglichkeiten in Teilzeit zu schaffen. „Besonders gefreut habe ich mich über die Eröffnung des Annelie-Wellensiek Zentrums für inklusive Bildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Ein innovativer Ansatz, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam zu Fragestellungen der Inklusion lehren und forschen. Dieses Zentrum wird unser Verständnis davon verändern, was Menschen mit Behinderungen können – anstatt dass wir uns immer nur darauf konzentrieren, was sie nicht können. Auch beim Jobcoaching wünsche ich mir, dass das Umfeld, die Arbeitswelt genauso „gecoacht“ wird wie die Menschen mit Behinderung. Davon profitieren wir alle, ob behindert oder nicht behindert.“
„Es gibt einen großen Bedarf, sich zum Thema Inklusion auszutauschen, und es gibt großen Bedarf an Veränderungen“, zogen Leidig und Salomon das Fazit der Veranstaltung. „An beidem bleiben wir dran. Wir freuen uns, dass auch im Koalitionsvertag auf Bundesebene positive Signale gesetzt wurden, von der geplanten vierten Stufe der Ausgleichsabgabe bis zum Ziel der Barrierefreiheit in Produktions- und Dienstleistungsunternehmen.“